Meldung vom 16.07.2024

Verwaltungsausschuss Getreide: Juni 2024

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Der Ausschuss für die gemeinsame Organisation der Agrarmärkte (AfGMO) – Schwerpunkt Ackerkulturen – kam am 27. Juni 2024 zu einer Sitzung zusammen.

Es wurden folgende Punkte erörtert:

1. Agro-meteorologische Bedingungen

Die Kommission (KOM) erläutert die Entwicklung der agro-meteorologischen Bedingungen für den Beobachtungszeitraum 01.05.2024 bis 15.06.2024 anhand einer Präsentation (s. Anlage 2) inkl. Ertragsprognose. Sie verweist darauf, dass die Witterungs-bedingungen im Beobachtungszeitraum (europaweit Niederschläge, viel feuchter in der EU als üblich – aber teilweise in einigen Teilen der EU auch heißer und trockener als üblich) seit dem letzten Monat z. T. negative Auswirkungen auf die Vegetationsbedingungen und Erträge hatten. Für Hartweizen wird im Vergleich zum Vormonat witterungsbedingt (starke Regenfälle seit April in FRA und ITA) mit einem starken Rückgang der Erträge um 4 % gerechnet. Die KOM bittet zur Verbesserung des MARS Bulletins um Informationen seitens der EU-MS zu den nationalen agro-meteorologischen Bedingungen und deren Auswirkungen auf die Kulturen.

Die EU-MS bestätigen die KOM–Ausführungen und geben folgende Hinweise:

ROU berichtet über Trockenheit im Süden und Südosten, hohe Wasserdefizite und damit verbundene Beeinträchtigungen/Probleme bei den Winterkulturen. FIN berichtet gleichfalls von sehr trockenen Bedingungen. Erst in der 2. und 3. Juniwoche sei es etwas kühler geworden und es hätte in einigen Teilen von FIN etwas Regen gegeben. Beeinträchtigungen resultieren vor allem aus den negativen Witterungsbedingungen im Mai. Die Frühjahrsaussaat sei nur unzureichend gekeimt.

POL berichtet, dass sich in POL Dürre und Hitze negativ auf den Raps sowie leicht negativ auf Hülsenfrüchte ausgewirkt hat. Aktuell wird eine Abkühlung und Regen prognostiziert. Insgesamt wird – aufgrund entsprechender Auswirkungen von Bodenfrost im Frühjahr und später fehlendem Regen – mit keinen hohen Erträgen gerechnet.

DEU berichtet, dass die regionalen Starkregenereignisse Mitte Juni bislang keine nennenswerten Auswirkungen auf die Erntemenge beim Getreide in Deutschland hatten. In vielen Regionen Deutschlands haben sich die Bestände aufgrund der Niederschläge und milden Temperaturen weitgehend positiv entwickelt. Die weitere Entwicklung bleibt jedoch abzuwarten.

GRC weist auf Hitzewellen Ende Mai hin und negative Auswirkungen insbesondere für Wintergetreide. ESP bestätigt hitzebedingt eine problematische Situation für Getreide insbesondere auch für die südöstlichen Gebiete der Iberischen Halbinsel.

2. Meinungsaustausch über die weltweite Marktsituation bei Getreide

Die KOM erläutert die Entwicklung anhand einer Präsentation (s. Anlage 3). Der Rohölpreis beläuft sich auf 85 US$/Barrel, der Baltic-Dry-Index beträgt aktuell 1997 Punkte (Stand: 21.06.2024).

Die KOM weist darauf hin, dass aktuell nur der USDA-Bericht vom Juni 2024 verfügbar ist. Die IGC-Daten liegen noch nicht vor. KOM sagt die Nachreichung über CIRABC zu, sobald die IGC-Daten vorliegen. Die Schätzung für die globale Weizenerzeugung in 2024/2025 beläuft sich infolge von witterungsbedingten Kürzungen (Ursachen: Frost, Regen, Hitze, Trockenheit) für die EU, RUS und die UKR auf 790,8 Mio. t (-7,4 Mio. t ggü. Vormonat und +0,4 % ggü. Vorjahr). Der globale Verbrauch liegt nach dieser Schätzung bei 798,0 Mio. t und die weiter zurückgehenden globalen Weizenbestände bei 252,3 Mio. t (davon 52,5 % in China). Dabei sinkt die EU-Produktion auf 130,5 Mio. t (-2,7 % ggü. Vorjahr).

Die Schätzung für die globale Maiserzeugung 2024/2025 liegt bei 1.220,5 Mio. t (+0,6 Mio. t gegenüber Vormonat; -7,6 Mio. t oder -0,6 % ggü. Vorjahr), getrieben durch eine starke Futtermittelnachfrage beläuft sich der globale Maisverbrauch 2024/25 auf 1.222,2 Mio. t (+1,4 Mio. t gegenüber Vormonat; +5,5 Mio. t oder +0,5 % ggü. Vorjahr). Die Endbestände belaufen sich auf 310,8 Mio. t (davon 212,8 Mio. t in China und 53,4 Mio. t in den USA). Die EU-Maisproduktion 2024/25 wird vom USDA unverändert gegenüber dem Vormonat auf 64,8 Mio. t (+3,8 Mio. t oder +6,2 Mio. t ggü. Vorjahr) geschätzt.

Marktinformationen UKR (vgl. Seite 17 der Präsentation) und RUS (vgl. Seite 18 und 19 der Präsentation). Das ukrainische Agrarministerium schätzt die UKR-Weizenproduktion 2024/25 auf 21 Mio. t, diesbezügliche Exporte auf 15 Mio. t, die UKR-Maisproduktion auf 28,5 Mio. t, diesbezügliche Exporte auf 25 Mio. t. Die Ernte hat 2-3 Wochen früher begonnen. JRC MARS verweist in seinem Juni-Bericht für die UKR auf ein Regendefizit im Mai, gefolgt von Hitzewellen im Juni und prognostiziert für ukrainischen Weizen einen deutlichen Produktionsrückgang (20,6 Mio. t; -25 % ggü. Vorjahr, davon 18,0 Mio. t; -11 % in den staatlich kontrollierten Regionen). Die Maisproduktion wird voraussichtlich 28,8 Mio. t (-9 %) erreichen, davon 28,0 Mio. t (-9 %) in den staatlich kontrollierten Regionen.

Weltmarktpreise für Weizen (Stand: 21.06.2024): Die Weltmarktpreise für Weizen sind gegenüber dem Vormonat gefallen. Der RUS-Weizenpreis für Mahlweizen beträgt 232 US$/t. Der EU-Weizenpreis (FR Cl. 1 Rouen) liegt bei 236 US$/t. Der Weizenpreis für US SRW Gulf liegt bei 225 US$/t und für US HRW Gulf bei 250 US$/t, für ARG bei 284 US$/t und der UKR-Futterweizen liegt bei niedrigen 206 US$/t. Die Maispreise sind gleichfalls gefallen. Der Preis für argentinischen Futtermais liegt bei 191 US$/t, der für US-Mais bei 196 US$/t und der für brasilianischen Mais bei 195 US$/t. Für UKR-Futtermais liegt der Preis bei 192 US$/t.

3. Meinungsaustausch über den EU-Getreidemarkt

Die KOM erläutert die aktuelle Marktentwicklung anhand einer Präsentation (s. Anlage 4).

Die KOM verweist auf eine geringfügige Herabsetzung der EU-Anbauflächen für Getreide für das WJ 2024/25 auf 49,7 Mio. ha infolge von Flächenreduzierungen für Mais und Hafer. Sie stellt auch eine aktualisierte Erzeugungs- und Bilanzprognose für das WJ 2024/25 vor. Die EU-Getreideproduktion 2024/25 wird danach – im Vergleich zum Vormonat herabgesetzt – auf 274,7 Mio. t geschätzt. Das ist 2,2 % unter dem 5-Jahresdurchschnitt aber +1,8 % gegenüber dem Vorjahr. Besonders stark fällt der witterungsbedingte Produktionsrückgang bei Hartweizen in FRA, ITA und GRC aus. Aber auch die EU-Weichweizenproduktion 2024/25 ist ggü. dem Vorjahr rückläufig. Die KOM verweist auch auf eine Übersicht mit Angaben für die EU-MS. KOM stellt anhand detaillierter Grafiken die Handelsentwicklung mit der UKR dar. Aus diesen Handelsdaten geht erneut hervor, dass ein Großteil der EU-Getreideeinfuhren 2023/24 aus der UKR nach ESP fließt (42 % der Maisimporte und 76 % der Weizenimporte). Die KOM verweist zudem erneut auf weltweite Getreideausfuhren der UKR in Drittländer.

Abschließend geht die KOM auf die Entwicklung der EU-Getreidepreise ggü. dem Vormonat ein. Für Mahlweizen, Mais und Durum bleiben die Preise relativ stabil. Die Preise für Futtergerste sind rückläufig (bis zu -15,7 % in FRA). An einigen Handelsplätzen steigen die Futterweizenpreise (z. B. in ITA +6,3 %), während sie an anderen Handelsplätzen fallen (z. B. in NDL -6,4 %). Insgesamt liegen die Preise 0,9 bis -14 % unterhalb der Preise im Vorjahr.

KOM erläutert, dass die ATM-Referenzmenge bezogen auf die Einfuhren von Hafer aus der UKR bereits erreicht wurde und deshalb die Notbremse aktiviert wurde. FIN verweist auf eine Getreideaussaatfläche für 2024/25 etwas über 1 Mio. ha (-3,7 % ggü. Vorjahr). Die Aussaat war schwierig. Die Anbaufläche für Ölsaaten ist angestiegen. Nach ersten inoffiziellen Zahlen rechnet FIN mit einer Getreideproduktion von rd. 3 Mio. t. Damit würde es sich um eine unterdurchschnittliche Erntemenge handeln, die aber über der Erntemenge im Vorjahr liegen würde.

4. Meinungsaustausch über die Marktsituation bei Ölsaaten und Eiweißpflanzen

Die Kommission erläutert die Entwicklung anhand einer Präsentation (siehe Anlage 5).

Weltmarktinformationen WJ 2023/24: USDA schätzt im seinem Juni-Bericht die weltweite Ölsaatenproduktion für 2024/25 auf 686 Mio. t (+29 Mio. t ggü. Vorjahr). Die globale Sojabohnenproduktion 2024 beläuft sich danach auf den Rekordwert von 422,3 Mio. t. Der globale Sojabohnenverbrauch wird auf 401,6 Mio. t geschätzt. Die steigenden Sojabohnenendbestände werden auf 127,9 Mio. t geschätzt. Die Weltrapsproduktion 2024 wird vom USDA auf 87 Mio. t geschätzt. Die Sonnenblumenkernproduktion wird vom USDA auf 55 Mio. t geschätzt.

Globale Preise für Soja und Raps: : Die Weltexportpreise für Soja sind (bis auf die Preise in der Ukraine) gefallen und belaufen sich (Stand: 21.06.2024) auf 452 US$/t in den USA, auf 441 US$/t in ARG, auf 437 US$/t in BRA und auf 423 US$/t in der UKR. Die Weltexportpreise für Raps sind gleichfalls gefallen und liegen (Stand: 21.06.2024) für Ware aus CAN bei 486 US$/t, aus der EU (Mosel) bei 495 US$/t, aus AUS bei 499 US$/t und aus der UKR bei 420 US$/t.

Die EU-Ölsaatenanbaufläche wird von der KOM (Stand: 27.06.2024) auf 11,95 Mio. ha (davon 5,96 Mio. ha Raps, 4,91 Mio. ha Sonnenblumen und 1,02 Mio. ha Sojabohnen) und damit auf Vorjahresniveau bzw. 7,5 % über dem fünfjährigen Durchschnitt geschätzt. Die EU-Ölsaatenproduktion wird auf 32,67 Mio. t (+0,8 % gegenüber Vorjahr) prognostiziert (davon 18,83 Mio. t Raps, 10,79 Mio. t Sonnenblumen und 2,98 Mio. t Sojabohnen).

KOM stellt die Entwicklung der monatlichen EU-Einfuhren an Raps, Sonnenblumenkernen, Ölschrote, pflanzlichen Ölen aus der UKR vor. Rapseinfuhren in die EU aus der UKR von Juli 2023 bis April 2024 gehen zu 39 % nach DEU, 26 % nach BEL und zu 12 % nach FRA. Die Einfuhren von Ölkuchen aus der UKR gehen im selben Zeitraum mit 47 % insbesondere nach POL, aber auch nach FRA (14 %) und ITA (10%). Pflanzenöle aus der UKR importieren hauptsächlich POL (26 %), ESP (22 %), NDL (15 %), ITA (12 %) und BGR (10%).

Die nächste AfGMO-Sitzung findet voraussichtlich am 25.07.2024 virtuell statt.

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